Rezensionen

Oper

 

„…Doch auch gesungen wurde phänomenal, zumal die abgezirkelten Mini-Koloraturen jeden Opernelan verbieten. … Den Vogel schoß der Countertenor Kai Wessel mit den so emphatischen wie gezierten Tiraden des ehebrecherischen Gastes ab…“

über Luci mie traditrici von S.Sciarrino (UA) Insz.: Peter Oskarson Mus.Ltg.: Pascal Rophé Schwetzinger Festspiele 1998 Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.05.1998

 

„…Kai Wessel gelingt das Kunststück, sich von Arie zu Arie immer mehr in den Mittelpunkt der Aufführung zu singen. Er hat nicht nur den zickigen Ton, nein, er kennt viele Farben der Bosheit. Und seine Perfektion ist phänomenal. Ebenso die Geschicktheit, Kadenzen einzufügen und Verzierungen anzubringen, und damit auch noch etwas auszudrücken, das über die Virtuosität herausreicht. Ganz am Ende ereilt ihn die gerechte Strafe: Endlich fällt sein Kopf. Ein echter Coup de théatre! Er saust über die halbe Bühne – und fängt an zu singen. Tolomeos letzte Arie wird zum atemversetzenden Kunststück, berückend rein singt er sich selbst das Grablied. … Theaterzauber der Barockoper!“

über Giulio Cesare von G.F.Händel Insz.: Herbert Wernicke Mus.Ltg.: Michael Hofstetter Theater Basel 1998/99 „Opernwelt“, Februar 1999

 

„…Der in den Gefühlen verwirrte Arsace, zu Händels Zeiten gesungen etwa von dem berühmten Kastraten Senesino, in Göttingen gesungen von dem phänomenalen Altus Kai Wessel. …Nicht zuletzt war dieser Abend so beglückend, weil das Sänger- und Instrumentalensemble – das Philharmonia Baroque Orchestra unter Nicolas McGegan – so lebendig, so frisch, so sensibel, so beseelt musizierte. … Überragend war jedoch der Altus Kai Wessel als Arsace, er spielte den wankelmütigen Liebenden nicht nur mit einer teils affektierten, aber passenden witzigen Brechung, er sang schlicht herzzerreißend. Wie er dynamische Facetten und Farben mit nie nachlassender körperlicher Präsenz profilierte, etwa Crescendi und Decrescendi souverän führte und in der Intensität hielt, oder einfach unglaublich präzis und mit aggressivem, aber immer auch erotischem Impetus die virtuosen Koloraturen herausschleuderte, war überwältigend.“

über Partenope von G.F.Händel Insz.: Igor Folwill Mus.Ltg.: Nicolas McGegan Göttinger Händel-Festspiele 2001 Norddeutscher Rundfunk, 01.06.2001

 

„… Arsace, der typische Antiheld, war indes der Held des Abends: Kai Wessel (Altus) ließ beim Publikum kein Auge trocken. Ein Ritter von der traurigen Gestalt, der von den Pfeilen Amors offenbar unter Dauerbeschuss geraten war. … Wessel ersang und erspielte sich dieses Abziehbild eines skurrilen Sonderlings bis zur physischen Erschöpfung. Sein Kopfregister verfügt glücklicherweise über ein hohes Maß an Körperlichkeit, sodass er selbst in den exorbitanten Koloraturen ausreichend dynamische Regulierung zur Verfügung hatte. Die in diesem Stimmfach leider nicht immer zu vermeidende leicht schräge Tongebung wurde von ihm, wenn es die szenisch-affektive Situation gebot, als bewusstes Stilmittel eingesetzt. …“

über Partenope von G.F.Händel Insz.: Igor Folwill Mus.Ltg.: Nicolas McGegan Göttinger Händel-Festspiele 2001 „Opernglas“, Juli 2001

 

„…The musical execution, under Arturo Tamayo, was on a very high level: unstrained, pure, communicative singing from everyone. … The counter-tenor is a romantic Armenian youth, reflecting in his songs Mandelstam’s visionary poems about that country. …and Kai Wessel was one of the most lyrical, natural-sounding, evenly-registered counter-tenors I have ever heard.“

Klaus Huber Schwarzerde Insz.: Claus Guth Mus.Ltg.: Arturo Tamayo CH-Basel, Theater „Opera“, February 2002 (Andrew Porter)

 

„…Mit großer Spielfreude gingen auch die anderen Sänger zu Werke, allen voran der seine Kollegen um Haupteslänge überragende, gertenschlanke Kai Wessel als umwerfend komischer Titelheld. Hervorragend bei Stimme, ließ er die ungemein schwierigen und sehr langen Koloraturen mit schier endlosem Atem nur so dahin perlen. Für seine bravuröse Leistung wurde er zurecht mit Bravos gefeiert. …“

G.F.Händel Giustino Insz.: Peer Boysen Mus.Ltg.: Michael Hofstetter D-Karlsruhe, Händelfestspiele „Das Opernglas“, April 2003

 

„… Unter der rhythmisch zupackenden und zugleich hochsensiblen Leitung von Michael Hofstetter exzellierten die Deutschen Händel-Solisten gerade mit derart ausgefeilten, an Bläserklang nicht sparenden Seelengemälden, bei denen durchweg großartige Sänger glänzten. Herauszuheben ist der Kontratenor Kai Wessel, der mit stoischer Miene und fließenden Höhen spielend in die Fußstapfen der 1708 die Marienrollen gebenden Kastraten trat. …“

G.F.Händel La Resurezzione Insz.: Peer Boysen Mus.Ltg.: Michael Hofstetter D-Karlsruhe, Händelfestspiele Frankfurter Allgemeine Zeitung, Februar 2007

 

„…Dies alles passt prima zur Spielfreude und Gesangskunst des Ensembles. Lässig versteht der Cäsar des Kai Wessel mit dem Mundwinkel zu zucken, bevor die schöne Altstimme ertönt und selbst heikle Passagen bravourös meistert. …“

G.F.Händel Giulio Cesare in Egitto D-Göttingen, Händelfestspiele „Hessische Allgemeine Zeitung“, Mai 2007

Konzert

 

„…Die Entdeckung des Abends war der Countertenor Kai Wessel, der die Rolle des David sang: Ein ausgesprochen vielseitiger Musiker, der in Lübeck Musiktheorie, Komposition und Gesang studierte und von René Jacobs in die Geheimnisse der barocken Aufführungspraxis eingeführt wurde. Sein Vortrag bot eine ausgewogene und fesselnde Mischung aus Überlegung und Sponaneität. Er sang elegant, gefühlvoll und bemerkenswert rein. Und die Worte Davids aus dem letzten Akt, „O Jonathan! wie edel war dein Fall, für den König, für das Land“, gingen wirklich unter die Haut. Gefühlvoller läßt sich diese Passage wohl kaum singen. Stürmischer Beifall.“

über Saul von G.F.Händel Berliner Philharmonie Mus.Ltg.: Gerhart Oppelt „Berliner Morgenpost“, 24.09.1995

„…Mit wundervoll leichtem, perfektem Tonansatz begeisterte der Altus Kai Wessel ebenso wie mit stiller Leuchtkraft seines schöngefärbten Organs und mit der einnehmenden Wirkung sanft heraufglühender Schwelltöne. Biegsam flexibel sein Gesang, wobei er feine Textausdeutung unaufdringlich zu plazieren wußte. …“

über Matthäuspassion von J.S.Bach Heidelberg, Christuskirche Mus.Ltg.: Bernd Stegmann Rhein-Neckar-Zeitung, 06.04.1998

„…Der Countertenor Kai Wessel sang in beiden Kantaten die Titelpartie – mehr als bloß ein Ersatz für den erkrankten Jochen Kowalski, wenngleich seine Tongebung ungleich offener, kraftvoller und vibratoärmer ist als bei dem blumigeren Kollegen. Umso besser fügte sich Wessel in den brillant artikulierenden Concentus musicus, den Harnoncourt vor allem bei Händel zu fulminanter Verve anspornen konnte, der ein glänzender Arnold Schoenberg Chor noch dramatische Spitzen versetzte.“

über Herkules-Kantaten von J.S.Bach und G.F.Händel Musikverein Wien Mus.Ltg.: Nikolaus Harnoncourt „Der Standard“, 11.10.1999

„… Der achtzigjährige Klaus Huber etwa brachte … à l’ame de marcher sur ses pieds de soie… mit, kammerorchestrale Reduzierung eines Stücks auf einen in Innigkeit aufbegehrenden Text des palästinensischen Dichters Mahmoud Darwisch – in großer Fassung jüngst in Donaueschingen erklungen. Noch intensiver jetzt das wunderbare Melos auf der Basis arabischer drittel- oder dreivierteltöniger Maqam-Strukturen (herrlich Countertenor Kai Wessel). …“

über ..à l’ame de marcher von Klaus Huber Tage für Neue Kammermusik Herne (WDR) „Süddeutsche Zeitung“, 28.04.2004

„…Den fesselndsten Eindruck des gesamten Festivals allerdings lieferte Kai Wessel mit der rund einstündigen, drei Oktaven Stimmumfang erfordernden Cantata per Alto solo „Cassandra“ von Benedetto Marcello, in der Programmeinführung von ihm selbst ebenso exemplarisch erläutert wie im Vortrag schlechthin ideal ausgelotet und in bravouröser Alt-Bariton-Mixtur gestaltet.“

über Cassandra von Benedetto Marcello Tage der Alten Musik des WDR in Herne „Concerto“, Februar/März 2005

„…Von den genannten Vokalstücken war Pintschers The Garden (nach einem Gedicht Derek Jarmans) für Countertenor, Percussion und Klavier das weitaus interessanteste, da es auf eine neue und anrührende Weise wagte, „innerlich“ zu sein, ohne Mangel an innerer Dramatik – dank der wortgenauen und schönen Interpretation Kai Wessels war dies beeindruckend nachzuerleben.“

über The Garden von Matthias Pintscher Éclat-Festival Stuttgart, Februar 2007 „Kieler Nachrichten“, 07.02.2007

„…Als ob alles nur auf diese Arie hinauslaufe, bildete Es ist vollbracht den atmosphärischen Höhepunkt. Altus Kai Wessel spürte der Textbedeutung und der Stimmung kurz vor Jesu Tod mit aller Zeit der Welt nach, einfühlsam von Gregor Anthony (Viola da gamba) und der Continuo-Gruppe begleitet. Der Hamburger Countertenor gibt seit 1997 sein herausragendes Können in historischer Aufführungspraxis für Sänger als Dozent an der Hochschule für Musik in Köln weiter. …“

über Johannespassion von J.S.Bach Heidelberg, Peterskirche „Rhein-Neckar-Zeitung“, 19.02.2008

„…Das lateinische Me miserum! Miseriarum wurde von Kai Wessel wirklich sehr gefühlvoll und mit wunderbarer Verzierungskunst gesungen. Ausdrucksstark vor allem auch die Rezitative und kunstvoll die Arien. Der Sänger beherrscht die barocke Sangeskunst ausgezeichnet, was sich zum Beispiel an dem wunderbar beweglichen Koloraturgesang in (der) Psalmenvertonung Ach Herr, strafe mich nicht in deinem Zorn zeigte und in der traumhaft sicheren Registerführung. Mit erstaunlich sicherer Gesangstechnik und tiefer Einfühlung in die Texte verstand es Kai Wessel die auf jedes Wort ausgerichtete musikalische Malerei Telemanns wunderbar plastisch und klangschön zu singen. …“

über die 471. Telemann-Sonntagsmusik Magdeburg, Januar 2009 „Volksstimme“, 05.01.2009

„… Star war der Altus Kai Wessel, einer der großen Sänger seines Fachs, der die Alte wie die Neue Musik pflegt. Sein differenzierter Variantenreichtum ist unübertroffen, seine Wortausdeutung beispielhaft. …“

über Messiah von G.F. Händel Heidelberg, Friedenskirche „Rhein-Neckar-Zeitung“, 05.07.2016

„…Als einer der führenden Countertenöre setzt Kai Wessel mit traumhaft sicherer Stimmtechnik auf fließende Kantabilität und weitreichende Spannungsbögen und brilliert mit betörendem Klang … Mit Ausschnitten aus der Oper Agrippina (Venedig 1709) von Georg Friedrich Händel präsentieren Kai Wessel und das Ensemble Musica alta ripa mit sicherem Stilgefühl und geradezu artistischer Virtuosität strahlendes und farbiges Singen und Musizieren der Superlative.“

über Der Weihbischof als Komponist – Agostino Steffani und Zeitgenossen Schloss Neuhaus, Paderborn „Westfälisches Volksblatt“, 27.09.2016

Aufnahmen

 

„…In geschickter Dramaturgie präsentieren der Countertenor Kai Wessel und der Lautenist Ulrich Wedemeier die Airs sérieux und die Airs à boire im Wechsel: Das hält ihr Programm in Spannung, gibt ihm schillernde Farben und verleiht der CD außerdem noch den Anstrich eines repräsentativen Zeit-Panoramas. Dabei dürften etliche der hier eingespielten Stücke einem breiteren Publikum noch unbekannt sein. Und Kai Wessel entpuppt sich als ein ebenso punktgenau intonierender wie fein und ausdrucksvoll gestaltender Sänger mit sehr natürlicher Ausstrahlung. Vor allem getragene Lieder wie das Ma belle si ton ame (Tr.1) oder Kapsbergers Sospirati bei lumi (Tr.10) gibt Wessel mit faszinierender Intensität. Ulrich Wedemeier ist nicht nur ihm ein präziser und einfühlsamer Begleiter, sondern beweist in den Solostücken erste Qualität.“

über Un soir à la Cour – CD „Klassik heute“, Dezember 1999

„… Das Label MDG bietet uns eine abwechslungsreiche Auswahl an Kantaten, zwei Sonaten und einem bemerkenswerten Konzert, die uns einen Eindruck gibt von der Perfektion des Universums seines Schöpfers (J.A.Hasse) – dank der stupenden Darbietung des Ensembles Musica Alta ripa und des Countertenors Kai Wessel, die die elegante und schöne Musik Hasses mit Zartheit, Poesie, Sensibilität und einer tadellosen technischen Perfektion interpretieren. Ein Vergnügen!“

über Bella, mi parto, Musik von J.A.Hasse „Scherzo“ (Spanien), Juni 2000

„…Der Altus Kai Wessel ist perfekt: Die Stimme ist schön, warm, ausgeglichen in allen Registern, die Artikulation und Dramatisierung der Texte sind hervorragend, Stil und Musikalität ohne Mängel. Dies gilt auch für die lebendige Begleitung (am Silbermann-Flügel) von Christoph Hammer. … Auf jeden Fall sollte diese CD als ein ausgezeichnetes musikhistorisches Zeugnis der wahren Geburtsstunde des deutschen Liedes gesehen werden.“

über Johann Philipp Sack – Lieder „Répertoire“, Oktober 2003

Artikel

 

„…Kai Wessel ist das bereits gelungen „die Hälfte seiner Verpflichtungen der zeitgenössischen Musik zu widmen“. Ursprünglich Komponist und heute Gesangsprofessor in Wien, gehört er zu den immer noch raren Sängern, die Drittel-, Viertel- und Sechsteltöne singen können – wie er in Klaus Hubers Schwarzerde nach Gedichten von Ossip Mandelstam eindrucksvoll vorführte. „Eine szenische Klammer bildet die von einem Knaben (bzw. Countertenor) vorgetragene und auf der Bühne von Viola d’amore, Bassetthorn und afrikanischer Trommel begleitete armenische Legende“, notiert Ulrich Schreiber im vierten Band seiner „Kunst der Oper“ und betont die zentrale Funktion dieser Rolle. Skalen aus der arabischen Musik auf Arabisch musste Wessel auch in Hubers Die Seele muss vom Reittier steigen für Cello, Baryton, Kontratenor und 2 Orchestergruppen (2002) bewältigen. Induuchlen (2006) für Naturhorn und Countertenor schrieb Heinz Holliger für Kai Wessel und seine 3 ½ Oktaven umfassende Stimme vom tiefen Bass bis in Mezzo-Höhen. In Isabel Mundrys Ein Atemzug – Odyssee (Berlin 2005) sang Wessel zwei Frauen- (Athene/ Circe) und zwei Männerrollen (Theiresias/ Hermes). Dank seiner schier unbegrenzten Möglichkeiten scheint er die Komponistin zu entsprechend komplexen und anspruchsvollen Solo-Szenen inspiriert zu haben. Doch Wessel versichert: „Auch wenn es manchmal unglaublich schwierig ist, eine solche Partitur teilweise in letzter Sekunde einzustudieren und auswendig zu lernen, macht es doch riesigen Spaß“.

Auf Höhenflug – Wie Countertenöre die zeitgenössische Musik erobern (von Klaus Kalchschmid) „Opernwelt“, Juni 2007